Posted by: Josef Bastl
Comments:0
Dass die Sonnenaktivität mittlerweile dramatisch angestiegen war, hatte ich durch Erich erfahren, der mich unermüdlich mit aktuellen Hinweisen versorgt. Ich wollte am Nachmittag des 28.07. eigentlich nur kurz die Luftruhe prüfen, in der klaren Erwartung, dass an einem so heißen Tage kaum mit guten Bedingungen zu rechnen war.
Der 63/840-Refraktor war schnell aufgebaut. Als ich dann live sah, was auf der Sonne los war, wie viele auch große Gruppen zu beobachten waren, und dass die Luftruhe wesentlich besser war als befürchtet, gab es kein Zurück mehr: Ich würde jetzt doch ein größeres Instrument auf die Montierung setzen, und nach vielen Jahren wieder versuchen, Sonnenflecken zu fotografieren – zum ersten Mal mit einer Astrokamera.
Entsprechend lange dauerte es dann leider, bis der 110/1650-Refraktor mit Kamera und allem Drum und Dran installiert war. Ich nutze hierfür eine Astronom II Montierung, die zurzeit in meinem Garten fest auf einer Betonsäule montiert ist. Als ich mit den ersten Aufnahmen startete, stand die Sonne kaum mehr als 20° über dem Horizont. Die Luft begann zusehends unruhiger zu werden. Um mehrere Gruppen auf ein gemeinsames Bild zu bekommen (für mehr war keine Zeit mehr), wählte ich eine vergleichsweise kleine Brennweite (f_eff ≈ 4343mm).
Es lohnt sich, das Bild zu vergrößern. Dann wird deutlich, dass auch die Umbrae nicht einheitlich schwarz sind, sondern unterschiedliche Grautöne aufweisen, was auf Temperaturgradienten hinweist. Sogar Umbral Dots sind in einigen Umbrae erkennbar.
Ein gutes Übersichtsbild der gesamten Photosphäre an diesem Tage zum Vergleich findet man z.B. unter diesem Link.
Zeit: 2024-07-28 17:13:27 UT
Optik: AS 110/1650 Eigenbau-Refraktor
OA 25 Okular (Okularprojektion)
Herschel-Prisma
Filter: Solar-Continuum
Kamera: ASI 294 MC Pro (Grün-Kanal)
Das Bild zeigt die Gruppen (3763) – (3767) im Zentrum der Sonnenscheibe. Neben der Granulation sind auch die Filamente der Penumbrae und Strukturen in den Umbrae deutlich zu erkennen. Das Bild zeigt eine Einzelaufnahme, die aus einer Serie von 1000 Bildern mit Hilfe von AutStakkart ausgewählt und dann mit DXO weiterverarbeitet wurde.
Autor: Dr. Matthias Knülle – Oberkreuzberg